Welpen richtig groß ziehen
Nur 63 Tage beträgt die Tragezeit bei Hunden. Nach knappen acht Wochen sind die kleinen Welpen auf der Welt. Blind, taub und mit nur wenig Fell ausgestattet, erinnern sie zunächst mehr an Meerschweinchen, als an tapsige Hundekinder. Doch bereits nach einigen Tagen mausern sie sich rasch zu kuscheligen Rabauken auf vier Pfoten. Für einen guten und gesunden Start ins Leben ist es wichtig in der Trächtigkeit und in den ersten Lebenswochen alles richtig zu machen.
Nach der erfolgreichen Befruchtung einer Hündin, die in den letzten Tagen der Läufigkeit erfolgt, sollte sehr besonnen mit dem Tier umgegangen werden. Die bestehende Trächtigkeit kann schon nach wenigen Tagen über ein Ultraschall vom Tierarzt festgestellt werden. Von außen wird sie an der Hündin erst ab der vierten Woche allmählich sichtbar. Das Gesäuge bildet sich langsam an und der Bauch wird etwas fülliger, was je nach Statue des Hundes mehr oder weniger gut zu erkennen ist.
Neben einem gleichbleibendem Alltag für den Hund mit wenig Stress, ausreichend Auslauf und gesundem Fressen, müssen erste Vorbereitungen getroffen werden.
Es gilt das spätere Welpen Futter auszuwählen, um dieses der Mutter bereits in der zweiten Hälfte der Trächtigkeit unter das normale Futter zu mischen. Dies dient zur Deckung des erhöhten Energiebedarfs in der Trächtigkeit. Es muss darauf geachtet werden, dass die trächtige Hündin ihr Idealgewicht beibehält. Sie darf weder rund gefüttert werden, noch zu stark abmagern. Durch das gehaltvolle Welpen-Futter wird ihr automatisch die benötigte erhöhte Energie zur Verfügung gestellt, weswegen die Portionsgröße der täglichen Mahlzeiten beibehalten werden kann. Weiterhin enthält das Welpen-Futter alle wichtigen Nährstoffe, welche die Kleinen brauchen, um gesund zu wachsen. Eine Mangelversorgung kann Knochendeformationen, Wachstumsstörungen und Immunschwächen verursachen. Solche Mängel können später selten wieder ausgeglichen werden.
Die Wurfkiste
Für die Geburt und als Lager für die ersten Wochen wird eine Wurfkiste benötigt. Diese kann selbst gebaut oder fertig gekauft werden. Wichtig ist alleine, dass sie ihren Zweck erfüllt. So soll sie dem Muttertier einen sicheren Unterschlupf bieten, indem sie sich wohl fühlt und den sie ungehindert betreten und wieder verlassen kann. Kuschelige Decken und Handtücher eignen sich ideal für ein gemütliches Lager. Der Mutter wird die Wurfkiste bereits vor der Geburt als Schlafplatz angeboten, damit sie ihr neues Heim schnell akzeptiert und als Rückzugsort anerkennt.
Vertraute Kuscheldecken oder Stofftiere können bei der Adaption des neuen Bettes hilfreich sein. Ein wichtiger Punkt ist der Ein- und Ausgang zur Wurfkiste. Er muss für die Mutter jederzeit leicht passierbar sein, darf aber gleichzeitig keinem Welpen einen Ausschlupf bieten. Hierfür eignen sich Bretter in geeigneter Höhe, welche die Hündin leicht überspringen kann. Je nach Hunderasse muss die Kiste so groß sein, dass alle Tiere ausreichend Platz zum Spielen und Schlafen haben. Eine Aufteilung innerhalb des Auslaufes in Schlafecke und Hundetoilette erleichtert die spätere Stubenreinheit.
Die Geburt
Die meisten Welpen werden in der Nacht geboren. Es gibt aber auch Hündinnen, die auf ihr Herrchen warten. Erste Anzeichen für die bevorstehende Geburt sind ein unruhiges Verhalten und suchendes Umherlaufen der Mutter. Im Idealfall sucht das Tier die Wurfbox von alleine auf, ansonsten muss es dort hingebracht werden. Wellenartige Bewegungen der Bauchmuskulatur zeigen die Wehen an. Ab hier gilt Zurückhaltung und stilles Beobachten. Liegt der Welpe richtig herum mit der Nase voran und kann ohne Probleme geboren werden, ist keine Hilfe nötig. Ist die Hündin zu schwach, um die Kleinen sauber zu schlecken, müssen die Eihäute und die Nabelschnur rasch entfernt werden. Der Welpe sollte mit einem sauberen Handtuch trocken gerieben und anschließend an das Gesäuge der Mutter angelegt werden. Nach jedem Welpen wird eine Nachgeburt ausgestoßen, die das Muttertier üblicherweise auffrisst.
Je nach Welpen Anzahl dauert die gesamte Geburt 30 Minuten bis 2,5 Stunden. Bei massiven Problemen, wie Wehenschwäche, Verkeilung der Welpen oder einem schlechten Zustand der Mutter muss dringend ein Tierarzt aufgesucht werden. Auch bei einer Geburt, die länger als sechs Stunden dauert, ist dies nötig. Bei dem Verdacht, dass nicht alle Welpen geboren wurden, muss ein Ultraschall der Gebärmutter angefertigt werden. Verbleiben tote Welpen oder Teile der Nachgeburt in der Gebärmutter, kommt es zwangsläufig zu hochgradigen Infektionen und einer inneren Vergiftung der Hündin.
Die Kolostralmilch
Sind alle Welpen gesund auf der Welt ist es wichtig jedem einen Zugang zum Gesäuge der Mutter zu sichern. Sind nicht ausreichend Zitzen vorhanden, müssen die Welpen regelmäßig umgesetzt werden. Die Aufnahme der Muttermilch, dem sogenannten Kolostrum, in den ersten Stunden ist essentiell. Sie enthält wichtige Antikörper, die das Immunsystem der Welpen stärken und aufbauen. Diese Antikörper können nur in den ersten Lebensstunden die Barriere im Magen-Darm-Trakt der Welpen überwinden. Diese Schranke schließt sich nach 36 Stunden unwiderruflich, so dass die Antikörper nicht mehr ins Blut aufgenommen werden können. Ohne Immunabwehr hat der Welpe schlechte Chancen auf einen gesunden und reibungslosen Start ins Leben.
Mit Beginn der dritten Lebenswoche öffnen sich Augen und Ohren der Welpen. Jetzt beginnt die aktivere Phase der Hundebabys.
Sie fangen an ihre Umgebung zu erkunden und mit den Geschwistern zu spielen. Gleichzeitig beginnen die Milchzähne durchzubrechen. Ab diesem Zeitpunkt ist vor den Kleinen nichts mehr sicher. Die Wurfkiste als alleiniger Auslauf ist nun zu klein und muss durch eine erweiterte Spielzone vergrößert werden. Je älter die Welpen werden, umso intensiver muss auf die Hündin geachtet werden. Das Gesäuge kann durch die spitzen Zähnchen leicht verletzt werden und sollte mit einer pflegenden Salbe eingecremt werden. Es muss zudem kontrolliert werden, ob noch ausreichend Milch für alle Welpen produziert wird. Ist dies nicht der Fall muss mit zugekaufter Milch und Welpen-Futter zugefüttert werden. Dem Muttertier müssen immer regelmäßiger Auszeiten von ihren Welpen gegönnt werden. Spaziergänge und Spieleinheiten ohne die Kleinen dürfen nicht zu kurz kommen. Die Fütterung der Hündin sollte zudem außerhalb der Wurfkiste erfolgen, um ihr ein ungestörtes Fressen zu ermöglichen.
Wichtig ist es auch die Entwicklung der einzelnen Welpen genau zu beobachten. Ein regelmäßiges Wiegen kann eventuelle Missstände oder ein „Auseinanderwachsen“ der Welpen schnell aufdecken. Häufig gibt es einen schwächeren Welpen im Wurf. Dies ist meist der zuletzt Geborene, der kleiner als seine Geschwister ist und somit eine besondere Aufmerksamkeit und viel Milch benötigt.
Start ins Hundeleben
Ab der fünften Lebenswoche können alle Hundekinder je nach Außentemperatur gerne auch draußen im Freien zu toben. Die Bewegung und die frische Luft stärken das Immunsystem und bringen den Bewegungsapparat in Schwung. In diesem Lebensabschnitt wird die Sozialisierung zum Menschen stark geprägt. Regelmäßiger Kontakt zu verschiedenen Besuchern fördert ein positives Verhältnis zwischen Mensch und Hund. Die Welpen sollten früh mit Kindern konfrontiert werden, um sich später gut als Familienhund integrieren zu können. Eine zeitweise provozierte Lärmkulisse in der Umgebung der Welpen fördert das Erlernen von Umweltgeräuschen und die Verarbeitung externer Einflüsse. Die Hunde lernen weniger ängstlich zu sein und laute Geräusche von außen als normal zu empfinden.
Ab der achten Woche können die kleinen Hunde schließlich in ihr neues Zuhause umziehen. Je nach Entwicklungsstand kann mit der Abgabe bis zur zwölften Woche gewartet werden. Dann sollten die Kleinen jedoch, auch zugunsten der Mutter, endgültig von Zuhause abgenabelt werden. Vor der Trennung erhalten sie ihre erste Schutzimpfung, die nach vier Wochen noch einmal aufgefrischt werden muss. Den neuen Besitzern gibt der Züchter neben dem Impfpass auch das gefütterte Welpen Futter mit. So kann sich der kleine Hund ideal in seinem neuen Heim einleben und die Welt erkunden.
Die richtige Fütterung von Welpen
Der junge Welpe benötigt mehr Energie für sein Wachstum als ein bereits ausgewachsener Hund. Aus diesem Grund muss sein Futter energiereicher sein, um den erhöhten Bedarf ideal abzudecken. Der Energiebedarf eines heran wachsenden Welpen ist ungefähr doppelt so hoch wie der eines ausgewachsenen Hundes mit derselben Körpergröße. Grund hierfür sind der starke Gewebezuwachs und die Entwicklung des gesamten Körpers. Nach dem 6. Lebensmonat, wenn der Welpe ca. 40 Prozent seines Endgewichtes erreicht hat, sinkt dieser erhöhte Bedarf parallel zu seiner Wachstumskurve.
Grundsatz Energiebedarf
- Bis 40% des Endgewichtes: doppelter Energiebedarf
- 40-80% des Endgewichtes: 1,6 fache des Erhaltungsbedarfes
- Ab 80% des Endgewichtes: normaler Energiebedarf
Für den Aufbau von neuem Gewebe und für die Entwicklung der Muskulatur braucht der Junghund eine erhöhte Proteinzufuhr. Dafür ist es wichtig, dass das Protein nicht nur sehr hochwertig ist, sondern auch eine sehr gute Verdaulichkeit besitzt.
Calcium für die Knochen
Für die noch nicht ausgewachsenen Knochen benötigt der junge Hund eine erhöhte Calcium-Zufuhr. Diese ist genau wie der gesteigerte Energie- und Proteinbedarf ein Unterschied zu der Fütterung von erwachsenen Hunden. Hier gilt jedoch nicht, dass viel auch viel bringt, sondern dass es auf die richtige Menge ankommt. In den „Supplementen der Tierernährung“ von Meyer, Zentek, Kamphues(Schaper Verlag, 12. Auflage, 2014) werden für den Welpen Calcium-Mengen von 180-470mg pro Kilogramm metabolisches Körpergewicht/Tag empfohlen. Das metabolische Körpergewicht ist eine korrigierte Maßeinheit, die für die Ernährungsbedürfnisse und Mengenangaben in der Human- und Veterinärmedizin standardmäßig verwendet wird.
Wenig Getreide
Um den noch nicht ausgewachsenen Magen-Darm-Trakt zu schonen, sollte der Getreideanteil gering sein und nicht über 5 Prozent liegen. Alternativ kann komplett auf Getreide verzichtet werden. Zudem sind kleine Portionen über den Tag verteilt bekömmlicher und erleichtern die Umstellung von der Muttermilch auf den eigenen Fressnapf.
Faustregel Fütterungshäufigkeit
- Bis 6. Lebensmonat 4 Mahlzeiten/Tag
- Ab 6. Lebensmonat 2 Mahlzeiten/Tag
Mit einem Alter von ungefähr einem Jahr kann anschließend auf das normale Futter für den ausgewachsenen Hund umgestiegen werden. Bei großen und Riesenrassen empfiehlt es sich bereits mit 9 Monaten auf ein normales Futter umzusteigen, um eine zu hohe Energiezufuhr zu vermeiden.
Grundsätzlich dürfen alle jungen Hunde nicht zu rund gefüttert werden. Die Wachstumsfugen der Knochen schließen sich erst ab dem 12. Lebensmonat. Jedes Kilogramm Übergewicht belastet die instabilen Knochen und Gelenke, so dass es im schlimmsten Fall zu chronischen Gelenkleiden kommen kann. Insbesondere sehr große Rassen müssen rechtzeitig auf ein Futter für erwachsene Hunde umgestellt werden, um eine Energieüberversorgung und damit ein Übergewicht zu vermeiden. Es sollte so gefüttert werden, dass eine durchschnittliche aber keine maximale Wachstumskurve erreicht wird.