Tierschutz oder knallhartes Geschäft?
In vielen Ländern hat der Hund einen anderen Stellenwert als bei uns in Deutschland. Bei uns gilt der Hund als Familienmitglied auf vier Pfoten, während er in armen Ländern eher keine Beachtung findet und als wertloser Streuner, alt gewordener Arbeitshund oder geldkostende Fressmaschine gilt.
In Regionen, in denen es der Bevölkerung schlecht geht, kann und will niemand sich für die vielen herrenlosen Tiere verantwortlich fühlen. So werden sie von den Straßen gesammelt und landen in zentralen Tötungsstationen. Die Tiere, die ein Zuhause besitzen, werden zum Zweck, wie beispielsweise Hof und Grund zu schützen, gehalten.
Die Haltung dieser Tiere ähnelt häufig der in Deutschland von vor hundert Jahren und so ist z. B. die Haltung von Hunden an kurzen Ketten noch vielerorts zu sehen. Statt richtiger Hundehütten werden Blechtonnen umfunktioniert. Die Bereitschaft, Tiere zu impfen, entwurmen oder gar zu kastrieren, ist nur in ganz seltenen Fällen die Regel, was ein großes Problem ist.
Die medizinische Versorgung
In vielen Gebieten Osteuropas sind nicht geimpfte Hundepopulationen der Grund dafür, dass dort noch immer die Stadttollwut endemisch ist. Statt der Möglichkeit, die Hundepopulation über gezielte Kastrationsprojekte in Verbindung mit Tollwutimpfaktionen, nach und nach zu verringern und gesund zu halten, werden in erster Linie Tötungsaktionen durchgeführt, um die Zahl streunender Hunde zu verringern und damit die Tollwutgefahr zu reduzieren.
Tierschutzorganisationen aus Deutschland haben sich auf diese Hunde spezialisiert und vermitteln immer wieder Vierbeiner nach Deutschland, um ihn ein schönes Zuhause und eine angemessene Versorgung zu bieten. Doch hinter dem guten Willen lauern Gefahren und Risiken. Ansteckende Infektionen, unheilbare Krankheiten und die Problematik den Hund an die Zivilisation zu gewöhnen, sind häufige Hindernisse, die bei einem Tierschutz-Hund beachtet werden müssen.
Leishmaniose
Bei der Leishmaniose handelt es sich vermutlich um die wichtigste Import-Parasitose.
Die Ursache einer Leishmaniose beim Hund ist eine Infektion mit Einzellern, den sogenannten Leishmanien, welche sich in die Zellen des befallenen Hundes einnisten. Die Parasiten werden von Sandmücken beziehungsweise Schmetterlingsmücken durch einen Stich auf den Hund übertragen. Die Symptome können erst viel später nach der Infektion auftreten und die Tiere erkranken zwischen 1 und 18 Monaten nach ihrer Einreise, so dass häufig kein direkter Zusammenhang hergestellt werden kann. Außer über die Mücken kann die Leishmaniose noch über infektiöse Bluttransfusionen und über erregerhaltige Sekrete kranker Tiere übertragen werden. Auch der Mensch kann sich mit Leishmaniose infizieren.
Somit gelten nicht nur die Mücken als Infektionsquelle, sondern auch infizierte Hunde, wenn deren Sekrete in offene Wunde gesunder Hunde oder Menschen gelangen.
Theoretisch können befallene Tierschutzhunde demnach gesunde Hunde in Deutschland anstecken. Bei der richtigen Sorgfalt ist dieses Risiko jedoch einfach zu umgehen. Dafür muss der neue Hundebesitzer jedoch ordentlich über die Risiken und die Erkrankung aufgeklärt werden, was häufig nicht der Fall ist.
Zudem muss auch Klarheit darüber bestehen, dass der vierbeinige Schützling ein Jahr nach seiner Ankunft in Deutschland nochmals auf den Erreger untersucht werden muss, da die Infektion wie erwähnt oft zu einem späten Zeitpunkt erst nachweisbar ist und zum Ausbruch kommt.
Babesiose
Die im Volksmund als „Hundemalaria“ bezeichnete Erkrankung ist eine durch Einzeller der Gattung Babesia hervorgerufene Infektionskrankheit bei Hunden, die eine Zerstörung der roten Blutkörperchen auslöst. Folge hiervon ist eine mehr oder weniger ausgeprägte Blutarmut.
Die Erkrankung verläuft beim Hund meistens akut mit hohem Fieber und endet ohne Behandlung binnen weniger Tage tödlich. Die Übertragung erfolgt durch Zeckenarten, die vor allem in südlichen Ländern heimisch sind. Die Babesiose war aufgrund dessen vor allem als Reisekrankheit bekannt und kommt vermehrt bei Tieren aus wärmeren Regionen vor.
Die Diagnose wird über einen Nachweis der Babesien-DNA oder eine mikroskopische Untersuchung des Blutes gesichert. Andere Tierarten oder der Mensch sind durch die infizierten Hunde jedoch nicht gefährdet.
Parvovirose
Die als Hundeseuche sehr gefürchtete Krankheit taucht bei unserer heimischen Hundepopulation so gut wie gar nicht mehr auf. Durch die Grundimmunisierung und die flächendeckenden Impfungen unserer Hunde in Deutschland hatte der Erreger keine Chance zuzuschlagen.
Da die herrenlosen Tierschutzhunde jedoch in vielen Fällen zu früh von ihrer Mutter getrennt wurden, bekommen sie nicht ausreichende Antikörper über die Muttermilch zugeführt. Des Weiteren wird in der Regel keines dieser Tiere geimpft, so dass die Infektion „freie Bahn“ hat. Symptome sind schweres Erbrechen, hohes Fieber und Durchfall, wobei nur etwa zehn Prozent der infizierten Hunde diese Symptome deutlich zeigen.
Generell hat ein Hund mit Parvovirose gute Heilungschancen, wenn die Hundeseuche rechtzeitig erkannt und behandelt wird. Insbesondere bei jungen Hunden, die noch nicht geimpft sind, und bei älteren Tieren, die zusätzlich unter weiteren Erkrankungen leiden, treten aber auch schwere Verläufe und Komplikationen auf.
Die Freude über das neue Familienmitglied kann somit ein jähes Ende nehmen, wenn das gerettete Tier- endlich angekommen in den eigenen vier Wänden- plötzlich schwer erkrankt und leidet. Hohe Tierarztkosten und ein eventuell trauriges Ende sind sicher nicht der verdiente Lohn für einen treuen Tierfreund und seine Gutmütigkeit.
Handel mit dem Elend der Tiere
Wer ein Tier aus dem Ausland rettet, muss immer auf eine gute Tierorganisation achten, welche einen guten Ruf und nachweisbare Referenzen hat. Im Zweifelsfall muss sich ein Rat bei erfahrenen Tierschützern eingeholt werden, welche Adressen empfehlenswert sind. Fallen einem Missstände oder Unregelmäßigkeiten bei Tierschutzprojekten auf, so muss dieses immer schnell kommuniziert werden, damit schwarze Schafe keine Chance haben, das Leid der Tiere für sich auszunutzen.
Immer häufiger werden in Ländern, die von deutschen Tierschützern unterstützt werden, gezielt Welpen gezüchtet, um diese unter der Tarnung der Tierhilfe nach Deutschland ausfliegen zu lassen. Spenden, Schutzgelder und weitere Unterstützung werden als Gewinn dafür eingeheimst, ohne dass die leidenden Straßenhunde davon profitieren. Die Situation der verwahrlosten Tiere vor Ort bleibt die Gleiche, obwohl Gelder fließen.
Hinzu kommt die Gefahr der Einschleppung der gefährlichen Infektionserkrankungen durch kranke Tierschutzhunde aus dem Ausland. Wie groß die Gefahr für unsere heimischen Hunde ist, kann keiner wirklich einschätzen. Es kann jedoch auf keinen Fall im Sinne des Tierschutzes sein, dass für einen geretteten vierbeinigen Patienten aus Spanien, sich in Deutschland zehn gesunde Tiere infizieren. Eine solche Doppelmoral sollte und darf keinem wahren Tierschützers richtig erscheinen.